Alpenfledermaus (Hypsugo savii)
Verbreitung der Alpenfledermaus in Deutschland
In Deutschland bis in die 50er Jahre eine kleine Kolonie in Südbayern [1], derzeit kein regelmäßiges Vorkommen, gelegentlich Einzelnachweise [2]
Wochenstubennachweise in Siedlungsbereichen im Alpenraum, in den Nordalpen eher in Tieflagen, auf Grund der aktuellen Ausbreitungstendenz zukünftig auch in Deutschland regelmäßiges Auftreten zu erwarten [1,3,4]
Nutzung von Wald durch die Alpenfledermaus
(+++ fast ausschließlich, ++ regelmäßig, + gelegentlich, – unbedeutend, ? unbekannt)
als Wochenstubengebiet (-)
Quartiere in Südeuropa in Felsspalten und Mauerritzen, im Alpenraum ausschließlich an Gebäuden, z.B. an Plattenbauten [5]
als Paarungsgebiet (-)
Im Herbst verstärktes Auftreten an Schwärmquartieren, wo möglicherweise auch Paarungen stattfinden [6]
Einzelquartiernachweise auch in Schwalbenröhren, Brückenspalten und in Bodenschutt [5,7]
als Überwinterungsgebiet (-)
Überwinterung vermutlich ebenfalls in Felsspalten, ein Nachweis aus einem Gebäude [1]
Einzelquartiernachweise auch in Bodenschutt, möglicherweise finden auch dort vereinzelt Überwinterungen statt [7]
als Jagdgebiet (-)
Jagd im freien Luftraum in größeren Höhen über Siedlungen, Wiesen und auch über Wäldern, häufig im Bereich von Steinbrüchen und Felswänden [1,3,8]
Geschlossene Waldbestände spielen als Jagdhabitat für die Alpenfledermaus keine Rolle [3]
Gefährdungsprognose für die Alpenfledermaus beim Bau von WEA im Wald
(+++ sehr hoch, ++ hoch, + mäßig, – unwahrscheinlich)
Beeinträchtigungen durch Lebensstättenverlust (-)
Aufgrund der geringen Bedeutung von Wald als Lebensstätte sind beim Bau von WEA im Wald Beeinträchtigungen durch Lebensstättenverluste für die Alpenfledermaus unwahrscheinlich
Beeinträchtigungen durch ein erhöhtes Kollisionsrisiko (+)
Generell erhöhtes Kollisionsrisiko aufgrund von regelmäßigen Jagdflügen im freien Luftraum, wurde in Europa bereits 226 Mal als Schlagopfer gefunden, davon ein Mal in Deutschland [2]
In ganz Deutschland derzeit nur Kollisionsrisiko für umherschweifende Einzeltiere anzunehmen
Geeignete Erfassungsmethoden für die Alpenfledermaus
Voruntersuchungen
Akustische Untersuchung der Phänologie mindestens vom 1.4. bis 31.10., 1 Gerät pro geplante WEA, idealerweise wenigstens 1 Gerät oberhalb der Baumkronen mit zusätzlicher Bodenreferenz, Nachweis allerdings nur innerhalb des Artenpaars Weißrandfledermaus/Rauhautfledermaus
Statusbestimmung durch Netzfänge, mindestens 4 Netzfänge in einem Projektgebiet, 2 pro geplanter WEA bis 10 WEA, ab dann 1 weiterer pro weitere WEA
Untersuchungen nach Errichtung der Anlagen
Nach Errichtung der Anlagen akustische Messungen in Gondelhöhe über zwei Jahre hinweg mindestens vom 1.4. bis 31.10., zur Ermittlung anlagenspezifischer Abschaltalgorithmen, an allen WEA bei sehr unterschiedlicher Habitatausstattung, sonst mindestens 2 pro angefangene 5 WEA, ab 10 eine weitere pro angefangene 5 WEA
Geeignete Maßnahmen für die Alpenfledermaus
Pauschale Abschaltzeiten im ersten Betriebsjahr bis mindestens 6 m/s und ab 10 °C,
Anlagenspezifische Abschaltzeiten ab dem 2. Jahr zur Vermeidung eines erhöhten Kollisionsrisikos
Pauschale Abschaltzeiten im ersten Betriebsjahr bis mindestens 6 m/s und ab 10 °C, in der Nähe von Paarungs- und Wochenstubenquartierzentren und in Gebieten mit erhöhter Aktivität zur Zugzeit ggf. noch strengere Schwellenwerte
Anlagenspezifische Abschaltzeiten ab dem 2. Jahr zur Vermeidung eines erhöhten Kollisionsrisikos, ggf. Anpassung an besondere Aktivitätsmuster, z.B. bei außergewöhnlich hohen Aktivitäten zur Wochenstuben-, Paarungs- oder Zugzeit oder hohen Aktivitäten in der zweiten Nachthälfte
Literatur
[1] | Meschede, A. & Helversen, O. v. (2004): Alpenfledermaus - Hypsugo savii (Bonaparte, 1837). – In: Meschede, A. & Rudolph, B.-U. (Hrsg.): Fledermäuse in Bayern. – Stuttgart (Ulmer-Verlag): 294-295. |
[2] | Dürr, T. (2016): Fledermausverluste an Windenergieanlagen. Daten aus der zentralen Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte im Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg. – Stand vom 19. September 2016 (LUGV Brandenburg): 1 S. |
[3] | Reiter, G., Wegleitner, S., Hüttmeir, U. & Pollheimer, M. (2010): Die Alpenfledermaus, Hypsugo savii (Bonaparte, 1837), in Mitteleuropa. – Nyctalus 15: 158-170. |
[4] | Uhrin, M., Hüttmeir, U., Kipson, M., Estók, P., Sachanowicz, K., Bücs, S., Karapand, a, B., Paunovi, Milan, Presetnik, P., Bashta, A., Taras, Maxinová, E., Lehotská, B., Lehotský, R., Barti, L., Csösz, I., Szodoray, Paradi, F., Dombi, I., Görföl, T., Boldogh, S. A., Jére, C., Pocora, I. & Benda, P. (2016): Status of Savi's pipistrelle Hypsugo savii (Chiroptera) and range expansion in Central and south-eastern Europe: a review. – Mammal Review 46: 1-16. |
[5] | Dietz, C., Helversen, O. v. & Nill, D. (2007): Handbuch der Fledermäuse Europas und Nordwestafrikas. – Stuttgart (Kosmos-Verlag): 399 S. |
[6] | Horácek, I. & Benda, P. (2004): Hypsugo savii (Bonaparte, 1837) - Alpenfledermaus. – In: Krapp, F. & Niethammer, J. (Hrsg.): Handbuch der Säugetiere Europas - Band 4 - Teil 2. – Kempten (Aula-Verlag): 911-941. |
[7] | Alcalde, J. & Gosa, A. (2009): The discovery of two Savi´s pipistrelles under a stone reveals its adaptation to shrub steppe habitats. – Munibe 57: 303-305. |
[8] | Dietz, C., Helversen, O. v. & Nill, D. (2007): Die Fledermäuse Europas und Nordwestafrikas. – Stuttgart (Kosmos-Verlag): 400 S. |