Langflügelfledermaus (Miniopterus schreibersii)
Verbreitung der Langflügelfledermaus in Deutschland
Bis in die 50er-Jahre regelmäßig in einem Winterquartier im Kaiserstuhl (Südbaden) nachgewiesen [1]
Einzelnachweis 2011 in einer Mausohrwochenstube in Südbaden [Hensle, pers. Mitteilung]
Tiere ziehen vermutlich von Wochenstubengebieten im französischen Jura im Winter gelegentlich Richtung Norden, im Elsass gibt es auch derzeit noch Überwinterungsnachweise [1]
Nutzung von Wald durch die Langflügelfledermaus
(+++ fast ausschließlich, ++ regelmäßig, + gelegentlich, – unbedeutend, ? unbekannt)
als Wochenstubengebiet (-)
In Südeuropa in Höhlen, in Deutschland keine Wochenstubenvorkommen bekannt [2,3]
als Paarungsgebiet (-)
Paarungen finden wahrscheinlich ebenfalls in Höhlen statt, der einzige Paarungsnachweis stammt aus einem Winterquartier [4]
als Überwinterungsgebiet (-)
Überwinterung ebenfalls in Höhlen, teils in deutlicher Entfernung zu den Wochenstuben [1]
als Jagdgebiet (+)
Opportunistische Jagd über Bächen und Gewässern, an Straßenlaternen und teils auch über Waldwegen oder unter den Baumkronen [3,5]
Schneller wendiger Flug in wenigen Metern Höhe, teils aber auch im freien Luftraum [3]
Gefährdungsprognose für die Langflügelfledermaus beim Bau von WEA im Wald
(+++ sehr hoch, ++ hoch, + mäßig, – unwahrscheinlich)
Beeinträchtigungen durch Lebensstättenverlust (-)
Aufgrund der geringen Bedeutung von Wald als Lebensstätte sind beim Bau von WEA im Wald Beeinträchtigungen durch Lebensstättenverluste für die Langflügelfledermaus unwahrscheinlich
Beeinträchtigungen durch ein erhöhtes Kollisionsrisiko (+)
Zu Flügen im freien Luftraum befähigt
Wurde in Europa bisher 9 Mal als Schlagopfer gefunden [6]
In Deutschland Kollisionen von umherschweifenden Einzeltieren denkbar, am ehesten in Süddeutschland
Geeignete Erfassungsmethoden für die Langflügelfledermaus
Voruntersuchungen
Eindeutiger Nachweis und Statusbestimmung durch Netzfänge, mindestens 4 Netzfänge, 2 pro WEA bis 10 WEA, ab dann 1 weiterer pro weitere WEA
Geeignete Maßnahmen für die Langflügelfledermaus
Pauschale Abschaltzeiten im ersten Betriebsjahr bis mindestens 6 m/s und ab 10 °C
Anlagenspezifische Abschaltzeiten ab dem 2. Jahr zur Vermeidung eines erhöhten Kollisionsrisikos
Literatur
[1] | Kretzschmar, F. (2003): Langflügelfledermaus - Miniopterus schreibersii (Kuhl, 1817). – In: Braun, M. & Dieterlen, F. (Hrsg.): Die Säugetiere Baden-Württembergs Band 1. – Stuttgart (Ulmer-Verlag): 634-640. |
[2] | Rodrigues, L. & Palmeirim, J. (2008): Migratory behaviour of the Schreiber's bat: when, where and why do cave bats migrate in a Mediterranean region? – Journal of Zoology 274: 116-125. |
[3] | Dietz, C., Helversen, O. v. & Nill, D. (2007): Handbuch der Fledermäuse Europas und Nordwestafrikas. – Stuttgart (Kosmos-Verlag): 399 S. |
[4] | Boye, P. (2004): Miniopterus schreibersii (Natterer in Kuhl, 1819) - Langflügelfledermaus. – In: Niethammer, J. & Krapp, F. (Hrsg.): Handbuch der Säugetiere Europas - Band 4 - Teil 2. – Kempten (Aula-Verlag): 1093-1122. |
[5] | Weid, R. & Helversen, O. v. (1987): Ortungsrufe europäischer Fledermäuse beim Jagdflug im Freiland. – Myotis 25: 5-27. |
[6] | Dürr, T. (2016): Fledermausverluste an Windenergieanlagen. Daten aus der zentralen Fundkartei der Staatlichen Vogelschutzwarte im Landesamt für Umwelt, Gesundheit und Verbraucherschutz Brandenburg. – Stand vom 19. September 2016 (LUGV Brandenburg): 1 S. |